Unermüdliches Engagement für Blinde

Geboren 1924 in Auderath in der Eifel wurden Franz Saxler und seine sechs Geschwister schon früh an Sparsamkeit gewöhnt. Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft, hatten jedoch alle Not die Kinder ernährt zu bekommen. Franz Saxler war dann der einzige aus dem Dorf, dem es gegönnt war, eine höhere Schule zu besuchen. Anfangs eine Klosterschule, als diese aber von den Nazis geschlossen wurde musste er auf eine staatliche Bildungsanstalt ausweichen. Erst nach dem Krieg, zu dem Franz Saxler eingezogen wurde, konnte er sein Abitur machen. In einem Sonderlehrgang für Kriegsversehrte. Im Anschluss daran begann er eine pädagogische Ausbildung. Seine erste Lehrerstelle trat er im beschaulichen Roes an. Seine heutige Frau, die an einer Nachbarschule im selben Ort ebenfalls lehrend tätig war, lernte er 1952 kennen und heiratete sie 1954. Als er dann die Chance bekam, für ein Jahr in die USA zu gehen, um dort den "American Way of Life" kennen zu lernen, und dessen System der Demokratie später in Deutschland als Lehrer umzusetzen brauchte er nicht lange zu überlegen sondern ergriff sie.
Den USA-Aufenthalt beschreibt Saxler heute noch als sehr angenehm. Mit einem Studenten von damals hat er auch noch Kontakt - per E-Mail! Angst vor modernen Medien besteht bei ihm also absolut nicht. Vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bekam er viel zu sehen und lernte die Sprache sprechen. Heute beherrscht Franz Saxler insgesamt vier Fremdsprachen: Latein, das er von der Sexta an gelernt hatte, Englisch, Französisch und schließlich Spanisch, welches er, mit fast 70 Jahren, auto-didaktisch erlernte.
Zurück aus den USA studierte er an der Akademie in Bad Neuenahr. Bei einer Exkursion zur damals noch in Neuwied ansässigen Blindenschule war er so fasziniert von der Arbeit und Unterrichtsart dort, dass er beschloss, wenn sich nach beendeter Ausbildung eine Möglichkeit bieten sollte, an dieser Form von Schule als Lehrer tätig zu werden. Doch erst unterrichtete Saxler fünf Jahre an einer Volksschule in der Eifel, bis ihn die glückliche Fügung mittels eines Inserats an die Blindenschule in Neuwied brachte. Um den Ansprüchen des dortigen Lehrpostens gerecht zu werden studierte er in Hamburg Blindenpädagogik nach, was wie er heute sagte "eine harte Zeit war für die Familie". In der Arbeit an der Blindenschule sah Saxler wahrlich seine Berufung. Ganze 35 Jahre war er dort als Lehrer tätig, 18 davon als Direktor.
Unter seiner Verantwortung wurde eine neue Blindenschule gebaut, da aufgrund steigender Schülerzahlen, die auch aus der Zunahme an sonstigen Sehbehinderten resultierten, größere Räume her mussten, das Gebäude in Neuwied nicht mehr ausreichend war. So steht die Landesschule Rheinland-Pfalz für Blinde und Sehbehinderte heute in Feldkirchen. In selber Ortschaft wohnen auch seit 1961 Franz Saxler und seine Frau und sie zogen dort vier Kinder groß.

Als er 1985 pensioniert wurde ging sein Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen weiter. Im Förderverein zur Betreuung blinder und sehbehinderter Kinder war er 18 Jahre lang 1. Vorsitzender und ist seit drei Jahren Ehrenvorsitzender. Der Verein beteiligte sich an der Gründung der "Förder- und Wohnstätte für Schwerbehinderte GmbH", unterstützt die Blindenschule in Feldkirchen und hilft vor allem auch den Blinden und Sehbehinderten in Peru. Denn als Monika Saxler, die Tochter von Franz Saxler, aufgrund eines Vortrags dorthin fliegen musste, bat er sie, sich zu informieren wie die Gegebenheiten dort für Blinde sind. Als er dann von äußerst katastrophalen Zustanden erfuhr, entschied Saxler sich selbst ein Bild zu machen und bestieg 1988 den Flieger nach Peru, genauer gesagt nach Cusco. Dort traf er auf absolut menschenunwürdige Verhältnisse, so dass er sich ohne zu zögern sagte: "Hier musst du selber eingreifen."
Darum ging Franz Saxler zusammen mit Petra Heinz, Karl-Ludwig Küster und Dechant Stephan Augst und allen anderen vom Förderverein auf siebenjährige Spendenjagd. Stets unermüdlich und voll "Urvertrauen" in den Erfolg des Unternehmens konnten sie schließlich ein Grundstück in Cusco erwerben und eine Blindenschule aufbauen, die 1995 feierlich eingeweiht wurde. Heute kann der Verein außerdem auf den Bau einer Augenklinik und einer Werkstatt für erwachsene Blinde auf eben jenem Grundstück zurückblicken und arbeitet daran auch in anderen Orten Perus, Schulen und Werkstätten zu errichten. Als Arbeitsplätze für Blinde konnte man zudem viele Kioske erbauen.
Neunmal betrat Franz Saxler bisher peruanischen Boden, ein zehntes Mal ist in Planung, wenn die Gesundheit mitspielt. Solange er lebt möchte er, der an diesem Tag 80 Jahre alt wird, "all seine Kraft einsetzen können für Peru". Dieses Herzens-Engagement würdigten nicht nur die Einwohner Cuscos, die ihn zum Ehrenbürger machten - in Deutschland wurden ihm für seine geleistete aufopfernde Arbeit die Goldene Nadel der Caritas und das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Und sein Einsatz geht weiter, denn die Unterhaltung einer Blindenschule ist sehr kostspielig. Zu seinem Geburtstag wünscht sich Saxler daher keine Geschenke, sondern Spenden für Peru.
Bemerkens- und bewundernswert ist abschließend die Tatsache, dass sowohl beide Töchter als auch ein Enkelkind an Blindenschulen unterrichten.
BSCH
(Neuwieder Stadtzeitung Nr. 02/2004)