Neuwieder Verein unterstützt Projekte - Reisegruppe überzeugte sich vor Ort von der Wirksamkeit
Es ist eines der schönsten Reiseländer der Welt. Und doch gibt es Schattenseiten in Peru. Vor allem blinde und sehbehinderte Kinder haben es in dem südamerikanischen Land nicht einfach; häufig werden sie als Menschen nicht akzeptiert. In vielen kleinen Schritten bemüht sich ein Verein aus Neuwied, an dieser Situation etwas zu ändern: der Verein zur Betreuung blinder und sehbehinderter Kinder. Jetzt reist eine Gruppe von acht Perufreunden in das Land, um sich vor Ort davon zu überzeugen, dass die Spenden aus Deutschland auch vernünftig verwendet wurden.
Mal fühlten sich die Neuwieder wie in der Steinzeit, mal erlebten sie das Internet-Zeitalter - so stark waren die Gegensätze. Eines war hingegen an allen Orten gleich: "Wir wurden immer fröhlich und gastfreundlich begrüßt", berichtet Petra Heinz, die Vorsitzende der Blindenhilfe.
Einen besonders herzlichen Empfang gab es in der Blindenschule in Arequipa, einer alten Kolonialstadt. Stolz führten die Gastgeber die Therapiewanne für schwerstbehinderte Kinder vor, die mit Neuwieder Spendenmittel finanziert wurde. Interessant war für die deutsche Delegation, die die Reisekosten im übrigen privat bezahlte, der Besuch eines Internet-Shops, in dem es zwölf Arbeitsplätze gibt, die speziell für Blinde hergerichtet sind. Ein Computerprogramm sorgt für die akustische Wiedergabe des Bildschirminhaltes und ermöglicht Blinden so das Surfen im Internet. Der blinde Computerexperte Luis Enrique dankte dem Verein für die Anschubfinanzierung zu diesem Projekt.
Ein großes Hallo gab es in der Blindenschule Cusco, als die Neuwieder dort eintrafen. Die einstige Metropole des Inka-Imperiums liegt auf rund 3500 Metern Höhe im Bergland der Anden. Die Blindenschule wurde vor sieben Jahren auf Initiative und mit großer finanzieller Unterstützung des Vereins erbaut. "Wir konnten uns erneut von der guten Arbeit vor Ort überzeugen", berichtet Vorstandsmitglied Karl-Ludwig Küster. Inzwischen wurden auch viele mehrfachbehinderte Kinder in die Schule aufgenommen. "Neunzig Prozent dieser Kinder sind völlig unterernährt, wenn sie zu uns kommen", sagte Madre Carmen Rosa, die Leiterin der Einrichtung.
Eine wirksame Form der Hilfe für erwachsene Blinde hat Padre Rufino, Pfarrer im Stadtteil San Heronimo, entwickelt. Im Stadtgebiet werden nach und nach Kioske aufgestellt, in denen Blinde Waren aller Art verkaufen. Die Einnahmen reichen knapp, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Eine erhebliche Verbesserung, bedenkt man, dass blinde Menschen im Peru meist auf der Straße leben und sich mit Almosen über Wasser halten. Auch für das Kiosk-Projekt gab der Neuwieder Verein Geld. Im Stadtteil St. Sebastian besuchte die Reisegruppe ein Straßenkinderprojekt, das von Padre Rufino ins Leben gerufen wurde. Hier erhalten 320 Kinder täglich ein warmes Mittagessen. Das Gebäude, in dem gekocht und gegessen wird, wurde von der Koblenzer Firma "Compugroup" finanziert. Besonders wichtig ist dem Verein zur Betreuung blinder und sehbehinderter Kinder die Vorbeugung. Daher finanzierte er Teile der Einrichtung des "Zentrums zur Verhütung von Blindheit", das von der Augenärztin Dr. Mendoza geleitet wird. Diese Augenstation benötigt übrigens dringend nicht mehr benötigte Kinderbrillen; sie können im Pfarramt Irlich und in der Feldkirchener Blindenschule abgegeben werden.
Ein besonderer Höhepunkt der Reise war ein Gottesdienst in der voll besetzten Kathedrale von Cusco, den der Neuwieder Dechant Stephan Augst gemeinsam mit Erzbischof Alcides Mendoza Castro zelebrierte. Nach der Messe war Dechant Augst von vielen Indios umringt, die vom "Padre" aus Deutschland gesegnet werden wollten.
Marcelo Peerenboom